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Markentag Sonnentor

Da wächst die Freude

Ein ganzer Tag im Waldviertel: beim Kräuterhändler Sonnentor in Sprögnitz.

„Es hat funktioniert – anders, besser, cleverer – weil kein Geld da war. Sonst hätte ich nur die Papiere der Berater gehabt.“ Selbst die Verpackungsidee hatte nichts gekostet: „Wie meine Lederhose vom elterlichen Dachboden.“ Sein Zugang: „Mach den Mund auf, oder du musst das Börsl aufmachen – im Betrieb, auf Messen, mit den Bauern.“

„Ich hab gelernt, aus wenig etwas zu machen.“

1991 belieferte er bereits 15 Biomärkte in Österreich und präsentierte Sonnentor zum ersten Mal auf der Nürnberger Bio-Fach-Messe. 1992 kaufte Johannes Gutmann den Bauernhof in Sprögnitz, nahe seinem Heimatort, an dem heute 270 von den 304 MitarbeiterInnen arbeiten und von dem aus die Marke Sonnentor vertrieben wird.

Im Supermarkt gibt es die 900 Sonnentor-Produkte nicht, denn die Abhängigkeit vom Großhandel will man sich sparen. Gemäß Johannes Gutmanns Motto #esgehtauchanders kooperiert Sonnentor mit Franchisepartnern in ganz Europa (unter ihnen ein ehemaliger Hypo-Risikoanalyst!) sowie mit 500 Apotheken. Einige Shops wie im Steinertor Krems oder in Kitzbühel sind Investitionen anstelle von Inseraten: „Ein Traum für den Markenaufbau, wenn du so viel Laufkundschaft hast!“

Zum Thema Führung berichtet seine enge Kollegin, die Prokuristin und Strategin bzw. „Werteentwicklerin“ Manuela Raidl-Zeller: „Alle können sich austoben. Wir sagen „Überleg dir was!“ und schreiben das nicht vor. Stupide Arbeiten machen wir dazwischen alle.“ Die HR Abteilung heißt bei Sonnentor daher Talenteförderung. Und unter dem Sonnentor-Vertrauensverwaltungssystem versteht sie: „Jede/r hat Talente, man muss sie nur einbringen können. Vertrauen ist die Währung der Zukunft.“

Johannes Gutmann ist seit sieben Jahren nicht mehr im Tagesgeschäft, sondern „erzählt Gschichtln“ und blickt in die Zukunft: Der Bio-Marktanteil liegt in Deutschland aktuell bei 4%, Sonnentor macht dort allerdings 41% des Umsatzes. Er geht von einem Zuwachs des Bio-Martanteils auf 25% aus, in Österreich sogar auf 30%. Um zu wachsen schildert er: „Wir holen uns keine Förderungen sondern wachsen aus eigener Kraft, dank Sonne, Wasser und Boden.“ Als Gründer war und ist er für die Philosophie hinter dem Unternehmen prägend: „Ich hab nie mein Bauchgefühl verraten.“

„Alles geht, wenn die Stimmung passt.“

In Sprögnitz ist erlebbar, wie fruchtbar der Boden ist: Nach dem Vormittag mit Johannes Gutmann führte der Markentag durch das Gasthaus „Leibspeis“, in die beiden Land-Lofts zum Übernachten im Permakulturgarten, in den Betriebskindergarten und in die Kantine, zum Imagefilm „Auf der Sonnenseite“, in das beeindruckend große Lager und in die Produktion, wo MitarbeiterInnen in ruhiger Atmosphäre und intensivem Kräuterduft die Papiersackerl mit Blättern und Blüten befüllen. Jährlich unternehmen diesen Ausflug 50.000 Interessierte.

Öko-Aktivismus passt auf Facebook, Foodie-Inspiration auf Instagram

Am Nachmittag beschrieb Sonja Aigner ihren Blick auf das Marketing und auf New Media bei Sonnentor: „Wir experimentieren in Social Media laufend. Man lernt so viel über User Bedürfnisse dabei. Wir gehen gern in den Austausch!“ Deshalb ist jede Woche ein anderes der fünf Teammitglieder (aus unterschiedlichen Geschäftsfeldern von Strategie bis Marktforschung) dran, Content zu publizieren und in Dialog mit Usern auf Facebook und Instagram zu gehen. Neben der nötigen Spontanität gibt es eine Social Media Guideline zu Fotostil und Tonalität in der Sprache für die Märkte und Franchisegeschäfte. „Wenn es jemand unter den FranchisenehmerInnen nicht gut hinbekommt, wird deren Facebook Page in die große Page integriert, damit auch deren Fans relevanten Content von Sonnentor sehen.“

Sonja Aigner hat auch Contentserien wie die „Gespräche bei Tee“ für YouTube wieder gestoppt. „Wir wollen uns gut überlegen, wie wir über Video auftreten.“ Dass Öko-Aktivismus auf Instagram nicht gut ankommt, Rezepte und Foodie-Lifestyle aber schon, ist eines ihrer Learnings dank dem Probieren.

“Wir haben erkannt, dass wir jetzt wo hingeraten könnten, wo wir nicht hingehören.”

Petra ließ abschließend in den Markenrelaunch einblicken: Heuer wird Sonnentor 30 Jahre alt und hat großes Wachstum erlebt. Damit neue MitarbeiterInnen sofort „Sonnentor“ spüren und KundInnen es weiterhin lieben, musste der Markenkern aufgearbeitet werden. Die Kernwerte (von der Förderung kleinstrukturierter Landwirtschaft über traditionelle Handarbeit und Qualität bis zum Witz in Produktnamen und Design) sollten in die Lebenswelten der heutigen KundInnen passen. „Wir haben uns also gefragt, wie bekommen wir diese Werte über Shop- und Verpackungs-Design rüber?“

So entwickelte das Unternehmen zwei Personas zu den beiden Kernzielgruppen mithilfe der Limbic Map: Die Bobo-Frau in Berlin und die am Land verwurzelte Frau mit traditionelleren Werten. Die wichtigste Erkenntnis in der Markenpositionierung präzisierte Petra so: „Wir wollen niemals elitär und abgehoben wirken sondern immer nahbar.“

Diese Nahbarkeit fühlten auch die BesucherInnen vom Brand Club Austria – und teilten neben Ideen für Sonnentor auch ihr begeistertes Feedback zu einem intensiven MarkenTag bei Sonnentor:

  • Wow, ich hab viel mehr erfahren als erwartet!“

  • „Bei euch zieht sich der systemische Gedanke durch: MitarbeiterInnen, Gäste, KundInnen – ihr erkennt, was im System gerade wichtig ist. Vielleicht kommt euer Zusammenhalt daher, weil Jede/r im System weiß, was es braucht.“

  • „Sensationell, dass die MitarbeiterInnen so entschleunigt arbeiten können! Das ist einzigartig.“

  • „Euer so schön genanntes Vertrauensverwaltungssystem hat denn Effekt, dass Talente in den MitarbeiterInnen hervorkommen, gerade weil ihr sie nicht beschneidet. Ich empfinde das als wegweisend für viele hierarchisch aufgestellte Unternehmen.“

  • „Es geht nie ums Geld bei euch.“

  • „Es war ein Erlebnis! Weil es war alles so echt!“ 

Der Markentag bei SONNENTOR war auch für uns besonders sonnig und inspirierend. Vielen Dank für euer Interesse und die Freude am Austausch, Wissen teilen und Diskutieren!

Wir sind überzeugt davon, dass nur ein Miteinander statt Gegeneinander, Kooperation statt Konkurrenz uns alle weiter bringt. Deshalb haben wir sehr gerne unser SonnenTor für euch geöffnet und durften erleben, wie inspirierend dieser Austausch ist. Der Brand Club ist mit seinen Veranstaltungen dort, wo Marke gelebt wird. Er ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen und öffnet ein Fenster in die Markenwelt spannender Unternehmen.

Danke dafür und viel FREUDE,

Manuela Raidl-Zeller
Werte-Entwicklerin SONNENTOR

  

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